Gedanken über Aufmerksamkeit


„Der wichtigste Aspekt der Aufmerksamkeit umschreibt unsere Fähigkeit, aus dem vielfältigen Reizangebot der Umwelt einzelne Reize oder Reizaspekte auszuwählen und bevorzugt zu betrachten, andere dagegen zu übergehen und zu unterdrücken.“
(Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/aufmerksamkeit/1655)

So. Das ist nun Aufmerksamkeit. Ein oft benanntes Thema im Bezug auf das Hundetraining. Oft erwähnt, wenn es um das Erlernen neuer Kommandos geht. Immer erstmal reizarm anfangen. Damit der Hund nicht von Aussenreizen abgelenkt ist und dem Halter die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.

 

Gerade Aufmerksamkeit ist aber eine Sache, die wir uns mit den Hunden nicht nur im Training von Signalen zunutze machen kännen. Denn, habe ich einen Hund, der mir gegenüber null aufmerksam ist, dann habe ich es doppelt und dreifach schwer, mit ihm „ins Gespräch“ zu gehen. Und dabei ist erstmal egal, was nun genau mit Gespräch gemeint ist. Wenn ich möchte, dass der Hund ein Kommando ausführt, muss er mich erstmal auf dem Schirm haben, damit Gesagtes überhaupt ankommt.

Gehen wir einen Schritt zurück. Um sicher zu sein, dass der Hund weiß was mit diesem und jenen Kommando gemeint ist, muss ich es ihm beibringen. Was brauche ich dafür? Aufmerksamkeit. Der Hund kann mich noch so sympathisch finden, wenn im Moment des Übens die Aufmerksamkeit irgendwo anders hängt, wird er wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, was gerade der Plan ist.

 

Weg von den Kommandos hin zum Leben. „Drinnen ist er ein Goldstück, aber draussen geht gar nichts.“ Wenn ich bisher diesen Satz gehört habe, hat sich danach oft gezeigt, dass besagter Hund draussen seine Aufmerksamkeit voll zur Umwelt, weg vom Halter verschob. Warum das so ist kann so viele Ursachen haben, wie es Hunde gibt. Um ein paar zu nennen: Mal ist es pure Langeweile, der Halter hängt an der Leine rum und der Hund bereitet sich Lebensfreude, indem er sich selbst Beschäftigung sucht. Mal ist es so, dass dem Hund nie gezeigt wurde, dass auch draussen seine Aufmerksamkeit verlangt wird. Oder der Hund hat gelernt, dass jegliche Aufmerksamkeit zum Halter von eben diesem nie erwidert wird. Das wäre ein schöner Moment, um mal den Menschen zu schubbsen, dass er seinem Hund gegenüber aufmerksamer sein muss. Oder der Hund wird umgekehrt mit Aufmerksamkeit überschüttet und lässt alle Fünfe grade sein, denn Herrchen und Frauchen orientieren sich voll und ganz an den Aktionen des Hundes, sind im stetigen Reagieren. Ist doch geil, kann er machen was er möchte und der Hofstaat ist immer mit am Start. (Aufzählung unvollständig).

Kein Hund meint das „böse“. Es ist einfach ein Lernen von Gegebenheiten. Wenn zum Beispiel jegliche Aufmerksamkeit dem Menschen gegenüber nur Ignoranz (selbst wenn nicht absichtlich) zu Folge hat, warum sollte der Hund eben diesem noch Aufmerksamkeit schenken? Und hier bekommt das Thema eine Wendung. Denn wenn ich Aufmerksamkeit vom Hund einfordern möchte, fängt es zu allererst bei mir selbst an. Kann ich erkennen, wenn ein Hund mir seine Aufmerksamkeit schenkt, Dinge erfragt, in Kontakt mit mir tritt?

Jeder Mensch kann es und macht es auch. Wenn der Hund zum Beispiel nach Streicheleinheiten fragt, wenn der Hund an seine Futterzeit erinnert, wenn der Hund freudestrahlend erwartet, dass die Tür zum Spaziergang geöffnet wird. In solchen Momenten können wir es alle. Aber warum nicht selbst Initiator dieser Gespräche werden.

 

Warum nicht beim Tür öffnen mal einen Moment stehen bleiben und warten, dass der Hund fragt „...und jetzt?“ Und, anstatt ohne kleines Zwiegespräch durchzustarten, antworten mit:

 

„Und jetzt gehen wir gemeinsam raus in die Welt und erleben

 

geilen Scheiß zusammen!“


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